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Community distanziert sich vom ESF2019

Anders als die Berichte in den Medien [ORF] sowie Presse-Ausschreibungen [APA OTS] haben die meisten Besucher des Electronic Sports Festivals im Donau Zentrum die Veranstaltung eher in schlechter Erinnerung [zB NOX eSports, VulkanLAN].

Auch viele Vertreter aus der eSports und LAN-Community in Österreich  (siehe Liste am Ende des Beitrags) sehen das so und haben gemeinsam ein „Community Statement“ abgegeben.

Electronic Sports Festival 2019_ Community Statement [PDF]

Electronic Sports Festival 2019:
Community Statement

Am 30.03.2019 ging die zweite Auflage des Electronic-Sports-Festivals (ESF) zu Ende. Das als Expo in Kombination mit einer LAN-Party konzipierte Event fand dieses Jahr im Donau Zentrum statt. Aus Community Perspektive war das Event eine riesige Enttäuschung.

Die E-Sport Szene in Österreich befindet sich aktuell in einem Aufschwung und die Community erfreut sich über eine Reihe an Unternehmen, welche das Potential der Szene erkennen und mit ihren Investitionen zum momentanen Wachstum beitragen. Im Interesse der Community aber auch den Partnern des Electronic-Sports-Festivals soll im folgenden Stellung zur Situation erfolgen, wie sie sich für die Teilnehmer der LAN-Party sowie Besucher der Expo dargestellt hat.

Planung und irreführende Kommunikation im Vorfeld

Im Anschluss an das erste ESF 2018 wurde groß angekündigt, dass man den Planungsfehler des Vorjahres nicht wiederholen möchte und die Szene frühzeitig in die Planung mit einbeziehen würde. Lorenz Edtmayer selbst wandte sich diesbezüglich mit einem Video an die Community.

Diesen Worten folgten leider keine Taten und das Event nahm mit der Ankündigung des Donau Zentrums als Location Gestalt an. Im Verlauf machten einige Aussagen seitens ESF die Runde, die hiermit richtig gestellt werden sollen:

  • Entgegen der Behauptung der eSports Holding GmbH in ihrer Werbebroschüre sind sie nicht der erste und einzige professionelle Arbeitgeber im E-Sport in Österreich.
  • Entgegen der Behauptung der eSports Holding GmbH waren Austrian Force eSports  und XGS eSports zu keinem Zeitpunkt Partner des ESF 2019

Baustellen statt Disko LAN-Party

Das ESF hat mit der Ankündigung überrascht, die Ruine der Diskothek im Donauplex (ehemaliges Bollwerk, davor Nachtschicht) als Raum für die LAN-Party zu nutzen. Besucher hatten die Möglichkeit, eines von zwei Ticket-Arten zu erwerben:

  1. Casual um 39 EUR: Damit erhielt man neben Zutritt und Sitzplatz noch ein Welcome-Package und “Zutritt zur Lounge Area”
  2. Pro um 89 EUR: Neben dem Basisangebot des Casual Tickets bekam man Zugang zu weiteren Angeboten wie z.B. ein “Am Platz Service” durch den ESF-Butler sowie bessere Stühlen von Maxnomic und freie Getränke und Snacks.

Am 12.3 veröffentlichte das ESF auf seiner Facebook Page ein Foto, bei dem ein Zwischenstand der Vorbereitung der Location gezeigt wurde. Wie sich leider herausstellte, hat sich bis zur LAN-Party nicht mehr viel getan.

LAN-Party Teilnehmer beschrieben den Zustand der Location als ungemütliche Baustelle (Sehr staubig, Löcher in Böden & Wänden, feuchter Estrich, herabhängende und nur provisorisch isolierte Kabel, tropfende Decken direkt neben den PCs) und waren Luftzügen, Toilettengerüchen und sogar Schimmel verzierten Wänden ausgesetzt. Erschwerend war eine Nacht und Nebel Aktion, bei der Streetart Künstler einen ESF Schriftzug an einer der Wände anbrachten, selbstverständlich mit dem vorgesehenen Atemschutz, während LAN-Party Teilnehmer in unmittelbarer Entfernung ohne Atemschutz schliefen. Die Folge war die Ergänzung des scharfen Geruchs von frischem Graffiti in Bereichen der LAN-Party.

Gemessen am Niveau anderer (zum Teil privat organisierter) LAN-Parties, die sich alle des Umstands bewusst sind, dass auf einer LAN-Party die Spieler über mehrere Tage hinweg sehr viel Zeit verbringen und auf einen dementsprechenden Komfort versuchen zu achten, versagte das ESF nicht nur damit, eine sichere Wohnzimmeratmosphäre zu schaffen sondern erfüllte auch das Leistungsversprechen an die zahlenden Teilnehmer nicht:

  • Es gab für Pro-Ticket Besitzer (89 EUR) keinen durchgehenden Service durch den ESF-Butler, der die Bestellungen der Spieler entgegen nahm
  • Das Massage-Service wurde nur kurzzeitig am Samstagnachmittag gesichtet
  • Irreführende Angaben zu den Toiletten, entgegen des Plans mussten die Teilnehmer ins Donauplex ausweichen
  • Sitzpläne während der Buchung entsprachen teilweise nicht den tatsächlichen Gegebenheiten

Dazu kam, dass die Teilnehmer per Erklärung dazu verpflichtet wurden, bei den Computersesseln und Monitoren für den “einwandfreien” Zustand bei der Rückgabe zu haften. Dies gestaltete sich insofern als unmöglich, da die baulichen Gegebenheiten dies niemals zulassen hätten können. Außerdem waren die Monitore nirgends befestigt, um sie vor Diebstahl zu schützen. Selbst die Security enttäuschte mit ihren laxen Kontrollen über weite Strecken, was den Diebstahl eines PCs eines der Teilnehmer ermöglicht hat. Derzeit wird im Hintergrund an einer Lösung für den Betroffenen gearbeitet.

Die Mitarbeiter vor Ort (sowohl vom Veranstalter als auch aus der Community, die als Privatpersonen mitwirkten) waren dennoch sehr bemüht, hatten aber unter den gegebenen Umständen ihre liebe Not damit, ein auf anderen LAN-Parties vergleichbares Service zu liefern, wodurch selbst positive Dinge wie ein stabiles und performantes Internet in den Hintergrund rückten.

Zusammengefasst muss man festhalten, dass das Preis-Leistungs Verhältnis selbst bei Casual Tickets weit unter den Erwartungen lagen. Die Parkplatzsituation ist im Donau Zentrum naturgemäß nicht ideal, da sie nicht für Langzeitparker (mehrere Tage) ausgelegt ist. So hatte man als Teilnehmer die Qual der Wahl, mit dem Auto mehrere Gehminuten entfernt zu parken oder zusätzliche Kosten (ca. 25 EUR) das Auto in der Tiefgarage des Donauplex zu parken. Ohne einen wohlwollenden Nachtdienst wäre der Zugang zu den Autos nicht möglich gewesen, da die Garage nicht durchgängig geöffnet hat.

Die LAN-Party des ESF war in keinster Weise repräsentativ für die LAN-Party Landschaft in Österreich. Das Bild, das hier gezeigt wurde, finden wir als Community inakzeptabel. Eltern, die ihre Kinder vielleicht zu ihrer ersten LAN-Party Erfahrung begleiten, bekommen einen völlig falschen Eindruck der sonst um ein angenehmes und familiäres Umfeld bemühten, engagierten LAN-Party Szene Österreichs.

Nicht wahrnehmbare Expo

Als verlautbart wurde, dass das ESF in diesem Jahr im Donau Zentrum stattfinden würde, fragten sich viele, wo hier Platz für die Expo und die E-Sport Stage zu finden sei. Wir schließen uns der Meinung von FM4 an, dass die praktizierte Lösung, die Stationen im gesamten (weitläufigen) Komplex zu verteilen, suboptimal für die Erfahrung von interessierten Besuchern und Aussteller war. Auch die Angaben zu den 100.000 Besuchern im Donau Zentrum an diesem Wochenende erscheinen uns unangebracht und missverständlich, da die Pressemitteilung so interpretiert werden kann, dass diese 100.000 Personen allein wegen dem ESF anwesend waren.

Eine so große Anzahl an Besuchern sind für Kenner der Szene eine unrealistische Größe (auch wenn wir uns dies wünschen würden) für das gebotene Programm, vor allem für jene, die das ganze Wochenende vor Ort waren, ist diese Größenordnung nicht nachvollziehbar. Behauptungen dieser Art sind für interessierte Unternehmen ein falsches Signal zu den erwartbaren Reichweiten und schaden mit den unvermeidbaren Enttäuschungen in Folge nicht nur dem Partner sondern auch der Szene, da man sich nach solchen Fehlschlägen jedes weitere Investment gut überlegt.

Seitens der Partner wurde uns außerdem zugetragen, dass es Probleme mit der Technik gab und der im Vorfeld kommunizierte verfügbare Platz nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprach.

Das Angebot der Expo an sich ist positiv hervorzuheben, die Aussteller haben einen guten Eindruck in der Community hinterlassen und wir würden uns freuen, sie auch zukünftig mit Engagements begrüßen zu können. Spannende Projekte, die Unterstützung benötigen gibt es in der Community mehr als genug. Auch die Vorträge im Kinosaal waren trotz des ausbleibenden Ansturms ein guter und wichtiger Impuls, den niedrigen Andrang schreiben wir vor allem der unauffälligen Beschilderung vor Ort zu.

E-Sport als Rettungsanker

Der kompetitive Bewerb in Form der Endausscheidung der auf der LAN-Party ausgetragenen Turniere in einem der Kinosäle des Cineplexx, war aus unserer Sicht gut gedacht und den Widrigkeiten zum Trotz, die sich auf Grund des Platzmangels und der Lichtsituation im Kinosaal ergeben, sehr gut umgesetzt. Auch wenn das Equipment (PCs, Monitore, Tische und provisorische Bühne) nicht der in der Szene gewohnten Qualität entsprach, so war die Besucher Erfahrung überwiegend positiv.

Zwar konnte man sich leider nicht auf den Zeitplan der Übertragungen verlassen, die Produktion des Streams (Overlays, Regie) sowie die Moderation (Shoutcasting & Kommentatoren) lassen aber wenig Raum für Kritik. Unverständlich ist jedoch die Entscheidung, das Rocket League Halbfinale zuerst unangekündigt zu verschieben, um es dann ganz abzusagen, obwohl Spieler und Moderatoren mehrere Stunden darauf gewartet haben. Auch aus einer Metaperspektive halten wir dies für eine schlechte Entscheidung, da Rocket League eine DER publikumswirksamen E-Sport Disziplinen ist, welche die Zuseher in Österreich vor Ort mitreißen können und eine tolle Stimmung in der Arena erzeugen.

Entgegen der Behauptungen des Veranstalters möchten wir einigen Aussagen widersprechen:

  1. Nach dem ESF 2018 verzeichnete der Twitch.tv Channel nach eigenen Aussagen knapp 450.000 Views. Insofern ist die Behauptung, dass 2019 fast eine Million Views erreicht wurden, entweder spitzfindig formuliert, irreführend oder schlichtweg falsch. Tatsächlich wurden am Freitag knapp 180.000 und am Samstag 110.000 Views erzielt.
  2. Auch blickte die Szene NICHT nach Wien als neuem “Mekka des E-Sports”, denn entgegen dem Feedback zum Vorjahr wurde das internationale Umfeld wieder nicht berücksichtigt und so fiel z.B. die Austragung des ESF League of Legends Finales auf die selbe Uhrzeit zum Viertelfinale der hochdotierten und höchst renommierten LEC (dem Äquivalent der Championsleague, ausgerichtet vom Publisher Riot Games)
  3. Der Vergleich der teilnehmenden Teams der Vulkanlan mit dem ESF spricht für die tatsächliche Größe des Events.

Fazit

Insbesondere die Ausrichtung der LAN in Kombination mit leeren Versprechungen zur Einbindung der engagierten Community führen zum abschließend überwiegend negativen Urteil aus der Community. Die bauliche Beschaffenheit der Location mit seiner Temperatur und Luftqualität war eine Belastung für die Gesundheit der Teilnehmer und eine Gefahr für die Unversehrtheit der technischen Geräte. Das ESF war aus unserer Sicht nicht wie dargestellt erfolgreich und wir hoffen, dass die enttäuschten Partner nicht von diesem Event auf den Rest der Szene schließen. Das negative Feedback der Community richtet sich ausschließlich an den Veranstalter, nicht jedoch an die bemühten Mitarbeiter vor Ort sowie die Sponsoren.

Absender/Verfasser

Quellen/Nachweise: